OsteuropaSport

Zum Entschluss des IOC vom 28. März

28. März 2023

Sportwettbewerbe finden nicht im luftleeren Raum statt

Der ausbleibende Applaus für IOC-Präsident Thomas Bach nach seinem Vortrag am 22. März in Essen spricht Bände. Deutlich zeigt es, wie isoliert er mit seiner starrköpfigen Haltung ist, russische und belarussische Athletinnen weiter an Sportwettbewerben teilnehmen zu lassen. Dabei sind die Warnungen Bachs, das internationale Sportsystem verliere seine Autonomie und zerfalle durchaus begründet. Allerdings sind die Gründe andere.

„Schaffen wir einen Präzedenzfall, wird es den olympischen Sport zerstören. Wir sprechen über internationale Wettbewerbe, die dann zum politischen Spielball werden können“
Thomas Bach, 22. März 2023 auf dem Politischen Forum Ruhr

Nicht der Ausschluss, sondern die Zulassung von Autokraten in den globalen Arenen und Stadien stellt einen Dammbruch dar. Damit erlaubt bzw. unterstützt das IOC tatkräftig Putin und Co. dabei, den Sport und seine Athletinnen für ihre politischen Zwecke zu nutzten. Und das Problem ist auch nicht erst mit der Debatte um die Zulassung von Sportlerinnen im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Internationale Sportereignisse sind schon vor Jahren zum Spielball von Autokraten geworden. 2014 schauten Menschen rund um den Globus die Olympischen Spiele in Sotschi. Diese suchten dabei vergebens nach der von Bach in Essen so angepriesenen „Autonomie“ als höchstes Gut des in internationalen Wettkämpfen. Bilder von Bach, Medwedew und Putin förderten vielmehr die Beliebtheit des derzeitigen russischen Präsidenten. „Sportswashing“ ist der Begriff für diese Art des Brückenbaus, den das IOC betreibt. Das ist der „unpolitische“ Sport, der unter Bachs Führung stattfindet.

Und unabhängig von den Fotos: Athletinnen aus solchen Ländern sind nie neutral, sondern sind immer anfällig für den Missbrauch durch ihre nationale Politik.

Wie aber diesen Missständen entgegenwirken? Nicht Autonomie ist hier das Stichwort, sondern Werte. Denn mit einem hat Herr Bach recht: Die Spiele sollen keine isolierte Veranstaltung einiger weniger Staaten werden. Immerhin isst das zentrale Versprechen des Sports, Menschen zusammenzubringen. Dennoch kann dies nicht bedeuten, dass der Sport und seine Organisationen gegenüber massivsten Verstößen gegen internationales Recht und gröbsten Menschenrechtsverletzungen durch Mitglieder gleichgültig sind. Es muss eine rote Linie gezogen werden, um Ausschlüsse aus politischen Gründen zu verhindern. Diese findet sich in der Olympischen Charta und ihren ethischen und moralischen Grundprinzipien festgeschrieben: Die Verletzung des Olympischen Friedens ist der höchste Wert im Sport.

Frieden ist das Ideal, dass die allermeisten Athletinnen und Fans teilen. Daher blieb in Essen der Applaus aus. Und genau aus diesem Grund müssen sich das IOC und Herr Bach von ihrem falschen Verständnis eines unpolitischen Sportes Hand in Hand mit Putin und Lukaschenko lösen. Die russischen und belarussischen Sportlerinnen dürfen nicht für kommende Veranstaltungen zugelassen werden.